Nachdem wir Ihnen im ersten Teil unserer New Work-Artikelserie mit dem remote working einen mittlerweile recht verbreiteten Ansatz vorgestellt haben, wird es im zweiten nun schon etwas spezieller. In diesem Beitrag möchten wir auf das Thema Jobsharing eingehen und Ihnen die verschiedenen Vorteile und Nachteile des Konzepts aufzeigen.
Jobsharing: Was ist das?
Ins Deutsche übersetzt bedeutet Jobsharing so viel wie „Arbeitsplatz teilen“ beziehungsweise „geteilter Arbeitsplatz“. Diese Übersetzung macht bereits sehr gut deutlich, worum es beim Jobsharing im Kern geht: Tatsächlich sieht dieses moderne New Work-Konzept nämlich vor, dass sich (mindestens) zwei Menschen (= Tandempartner) eine Arbeitsstelle teilen – angefangen bei den Aufgaben über die Verantwortung bis hin zum Gehalt.
Was unterscheidet Jobsharing von Teilzeit?
Viele, die zum ersten Mal mit Jobsharing in Berührung kommen, sind zunächst einmal irritiert, weil sie denken, es ist nur ein neuer Begriff für Teilzeitarbeit. Diese Verwechslung ist durchaus nachvollziehbar, denn Jobsharing weist einige Parallelen zum Teilzeit-Modell auf:
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verkürzte Arbeitszeiten
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verringertes Gehalt
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häufig von Frauen in Anspruch genommen
Aber – und jetzt wird es spannend – Jobsharing und Teilzeitarbeit unterscheiden sich auch in gewissen Punkten signifikant, die wiederum unterstreichen, dass es sich hierbei um zwei eigenständige Konzepte handelt:
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Aufteilen einer Vollzeitstelle
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permanentes Absprechen mit dem Tandempartner
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mehr Verantwortung
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bessere Karrierechancen
Auf alle Punkte, die hier genannt wurden, möchten wir nachfolgend noch etwas genauer eingehen, wenn es darum geht, die die Vorteile und Nachteile vom Jobsharing unter die Lupe zu nehmen.
Was sind die Vorteile vom Jobsharing?
Jobsharing ist ein überaus spannendes Konzept, das bisher nur in wenigen deutschen Unternehmen praktiziert wird. Das ist äußerst schade, denn die Vorteile, die mit dem Jobsharing einhergehen, sind überaus interessant.
#1 mehr Zeit für Familie und Privatleben
Die meisten Menschen, die sich für das Jobsharing entscheiden, tun dies aus einer privaten Motivation heraus. Gerade Frauen, aber auch immer mehr Männer, wollen bewusst mehr Zeit mit dem Nachwuchs verbringen, sich auf eigene Interessen fokussieren oder parallel zum Hauptberuf zum Beispiel ein Sidebusiness aufbauen.
Fakt ist: Wer nicht länger in einer Vollzeitstelle „festhängt“, sondern sich für das Jobsharing entscheidet, hat plötzlich viel mehr Zeit für andere Dinge im Leben. Wie und wofür Sie diese neuen Freiräume nutzen, liegt ganz allein bei Ihnen.
#2 Chancen auf Führungspositionen
Einer der größten Nachteile von Teilzeitstellen ist, dass sie die Aussichten auf eine Führungsposition oder eine andere Form von Verantwortung extrem schmälern. Gerade Frauen, die zugunsten der Kinderbetreuung in die Teilzeit gehen, manövrieren sich dadurch leider allzu oft in eine berufliche Sackgasse.
Völlig anders verhält es sich jedoch beim Jobsharing. Obwohl dieses Modell ähnlich familienfreundlich wie die Teilzeit ist, eröffnet es dem Nutzer oder der Nutzerin jedoch völlig neue Karriere-Chancen. Denn: Eine Führungsposition kann genauso aufgeteilt werden wie jede andere Stelle im Unternehmen. Das bedeutet: Wer sich für das Jobsharing entscheidet, entscheidet sich nicht automatisch gegen den beruflichen Aufstieg. Ganz im Gegenteil: Es gibt viele Menschen, die sich eine verantwortungsvolle Position erst mit Unterstützung eines Tandems zutrauen und ohne diesen einen solchen beruflichen Schritt niemals gegangen wären.
#3 Steigerung der Loyalität
Aus Arbeitgeber-Sicht ist es immer gut zu wissen, dass verschiedene New Work-Konzepte einen positiven Einfluss auf die Loyalität der Mitarbeiter haben. Allein schon indem Sie Möglichkeiten wie das Jobsharing anbieten, sendet das positive Signale in Richtung Ihrer Angestellten, die die Chancen wiederum zu schätzen wissen werden.
Die Strahlkraft einer solchen Entscheidung (vor allem im Hinblick auf Ihr Employer Branding) sollte auf keinen Fall unterschätzt werden.
#4 doppeltes Wissen, doppelte Kompetenz
Wenn sich zwei Menschen eine Stelle teilen, dann bedeutet das nicht, dass sie auch ihr fachliches Know-How automatisch teilen. Erfolgreiches Jobsharing funktioniert nur, wenn beide Tandems in einem stetigen Austausch zueinander stehen und sich immer wieder gegenseitig vorantreiben. Das wiederum bringt den positiven Effekt mit sich, dass beide permanent voneinander lernen und sich gegenseitig zu neuen Ideen befeuern. Jobsharing halbiert die Arbeitsleistung der Tandems also nicht, es verdoppelt sie!
#5 flexible Gestaltung des Arbeitstages
Unternehmen, die ihren Mitarbeitern Jobsharing anbieten, sind in der Regel von Haus aus sehr offen, wenn es um verschiedene New Work-Ansätze geht. Darum überrascht es auch nicht, dass mit dem Jobsharing fast schon eine „naturgegebene“ Flexibilität einhergeht. Diese beschränkt sich jedoch nicht nur auf die zeitliche Komponente, sondern umfasst auch den Arbeitsort.
Jobsharer haben in den meisten Fällen die Möglichkeit, ihre 40 Stunden Arbeitszeit pro Woche frei untereinander aufzuteilen. Außerdem haben sie meist auch die Option, frei zu wählen, von wo aus sie arbeiten wollen. Nicht selten erweist sich das Home Office als größter Favorit. Jobsharing ist also auch in vielen Fällen remote möglich.
Was sind die Nachteile vom Jobsharing?
Es wäre falsch, zu behaupten, dass Jobsharing der Heilige Gral der modernen Arbeitsgesellschaft ist und alle bisherigen Probleme des Joballtags aus der Welt schaffen würde. Natürlich bringt auch dieses Konzept Nachteile mit sich, die eingehend beleuchtet werden müssen.
#1 extrem viel Kommunikation
Damit alle Aufgaben, die die geteilte Stelle mit sich bringt, auch wirklich zur Zufriedenheit des Arbeitgebers erledigt werden und es nicht zu Missverständnissen kommt, müssen beide Tandems ein extrem hohes Maß an Kommunikationsbereitschaft mitbringen. Denn ohne einen permanenten Austausch ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Projekt Jobsharing scheitert.
Ein Problem, das hiermit eng verbunden ist: Viel Kommunikation kostet viel Zeit – Zeit, die Jobsharer eigentlich in das Abarbeiten ihrer to do-Liste investieren könnten.
#2 weniger Geld
Es ist einerseits nur logisch, andererseits aber natürlich trotzdem auch ärgerlich: Wie eingangs bereits erwähnt wurde, teilen sich Jobsharer nicht nur eine Stelle, sondern auch das daran gekoppelte Gehalt.
Natürlich weiß jeder, der sich für dieses Modell entscheidet, worauf er sich einlässt – auch aus finanzieller Sicht – doch trotzdem muss das verminderte Einkommen (zumindest der Vollständigkeit halber) auch bei den Nachteilen vom Jobsharing aufgeführt werden.
#3 Abhängigkeit voneinander
„Drum prüfe, wer sich ewig bindet“ - Dieses Zitat von Friedrich Schiller wird zwar am liebsten im Zusammenhang mit der Eheschließung verwendet, kann in gewisser Weise aber auch auf das Jobsharing bezogen werden.
Auch wenn hier niemand eine ewige Bindung verlangen wird, sollte Jobsharern doch auch bewusst sein, dass sie sich in ein Abhängigkeitsverhältnis zu ihrem Tandem begeben, wenn sie einen Job mit diesem teilen. Während sie unter normalen Umständen ganz allein für Ihre Erfolge und Misserfolge im Job verantwortlich sind, steht Jobsharing quasi unter dem Motto „Mitgefangen, mitgehangen“. Im schlimmsten Fall müssen Jobsharer also auch für die Fehler und Fehlentscheidungen ihres Tandems geradestehen und den Rum, der eigentlich ihnen alleine gebührt, teilen.
Haben Sie schon mal vom Jobsharing gehört? Klingt dieses Konzept interessant für Sie? Haben Sie vielleicht selbst schon Erfahrungen mit dem Jobsharing gesammelt, die Sie hier mit uns teilen möchten? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar.
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